Montag, 18. Juli 2011

Genie macht Unsinn



Genies, um dieses unschöne Wort wieder hervorzuholen, haben etwas Unsinniges in ihrer Art. Jetzt fang ich an zu ahnen, was sie so einzig macht. Es muss etwas damit zu tun haben, dass Genialität mit einer Deformation anderer Intelligenzbereiche einhergeht. Es dürften sich daraus leicht divinatorischen Anlagen entwickeln. Hegel, der alte Schmeichler, meinte, es sei das an und für sich Vernünftige. An und für sich ist es aber auch die Bereitschaft, für die Kunst einen Gehirnschaden in Kauf zu nehmen. Ansonsten wäre es nur Talent, oder wie Hegel meint, die Fähigkeit, etwas zur Vollendung zu bringen. Wie Italiener Gesang und Orangenbäume haben, und Nordlichter beides eben nicht.
Zum Genie gehört, meint Hegel, die Leichtigkeit der inneren Produktion und der äußeren Geschicklichkeit. Aber Genies können es auch nur so. Sie können es nur, wie Hegel meint, in Melodien kundgeben. Sie können es nur in dieser Form. 
Bravo, bravo, Kandinsky, geh einer und streue aus, wir haben es, bräuchten nur noch ein wenig Zeit. 

Sonntag, 3. Juli 2011

Nichtkunst



Was ist Kunst? Kunst ist das, was bleibt, wenn man den ganzen Müll an Wiederholungskunst entfernen würde. Würde man das tun, würden zwar Museen, Galerien, Messen und so weiter unendlich leer werden. Aber genau diese Leere wäre das, was überhaupt Kunst gegenwärtig nur sein kann.

Kunst ist nicht Explosion, sondern Implosion. Kunst ist keine Kunst mehr, wenn sie sich endlos dadurch nur ausbreiten kann, dass sie sich selbst kopiert. Kunst wird erst Kunst, indem sie durch innere Teilung in sich geht. Erst dadurch, dass sie sich in diesen inneren Raum begibt, das Ausschließliche einschließt, erreicht sie Inhalt. Es bringt nichts, darüber zu reflektieren, was die Kunst außerhalb ihrer selbst sein möchte oder sein könnte. Kunst als Vermehrung abwickelbarer kommunikativer Verhältnisse quatscht sich nur zu Tode. Die endlose Masse der kunsthistorischen und kurativen Einführungen und Ausführungen erschlägt die sensible Wahrnehmung. Kunst kann nicht extensiviert, sondern nur intensiviert werden.

Kunst ist das Gegenteil von Nichtkunst. Nichtkunst ist Überschuss, ist alles, was nach außen expandiert. Irgendwann einmal wird man radikaler als je zuvor konzedieren müssen, dass Kunst alles Äußere auflöst, das für sie Motiv und Inhalt hätte sein können.