Diese Kuratorin aus Berlin ist ganz von seiner Art. Auch wenn sie genau genommen keine Kuratorin ist und nicht wirklich in Berlin. Aber der Kunstsoldat mag ihr außergewöhnlich gutes Verhältnis zu wahrer Kunst. Ein absolut faszinierendes Weiberfiber. Unglaublich, wie pathetisch sie selbst bei einer mittelprächtigen Arbeit werden kann. Ohne auch nur ansatzweise naiv zu wirken.
Die Arbeiten des Kunstsoldaten, sagt sie, verfügten über eine tiefe, persönliche Bedeutungsebene. Seine Meditationen im Bereich der Raumwahrnehmung setzten eine tiefe Selbstreflexion voraus und bildeten eine Parallele zu seinen persönlichen Grenzen. Sind die Grenzen, die sich in uns befinden, fragt sie äußerst gewinnend das äußerst transparente Kunstpublikum, vergleichbar mit der durchsichtigen, zu durchquerenden Kammerwand? Oder sind diese Grenzen virtuelle Produkte unserer inneren Vorstellungen, die wir durch tiefe Selbstbesinnung auflösen könnten? - Und wie sie es versteht, die verschiedenen Dekontextualisierungen des Künstlers hervorzuheben. Ferner auch seine verschiedenen Rekontextualisierungen sowie die hier entwickelten, stets verstörend wirkenden Formen der künstlerischen Selbsttherapierung. Am Ende ein perfektes "Ich danke für ihre Aufmerksamkeit" und anhaltender Beifall eines mindestens virtuell begeisterten Publikums.
Diese Frau geht tief. Für den Kunstsoldaten symbolisiert sie die Forderung eines Neubeginns der Kunstrezeption jenseits oberflächlicher Kunstbetriebsamkeit. Dass sie nach ihrem eindrucksvollen Auftritt unvermittelt wieder abgetaucht ist, drei Hotels der gehobenen Preisklasse anwies, die von ihr verursachten Übernachtungskosten mit dem örtlichen Museum für Gegenwartskunst zu begleichen, schmälert keinesfalls ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten. Auch wenn sie angeblich in diesem Museum nie vorstellig geworden ist, hätte sie es immerhin tun können. Hätte dieser angeblichen Kultureinrichtung professionell zeigen können, wo es kunst- und tiefenheoretisch lang zu gehen hat. Wahre Kunstkennerschaft findet ihre Anerkennungsmotive in sich selbst, nicht in irgendwelchen läppischen Hotelrechnungen.
Dass dann auch noch im Feuilleton der örtlichen Presse verbreitet wurde, die Frau hätte einen leicht "ungepflegten Eindruck" gemacht und leide zudem an einer "Wahrnehmungsstörung", ist ein weiterer Beweis für das nahende Ende der sich derzeit noch an komplett verkennender Arroganz festhaltenden Kunsthofgesellschaft.