Samstag, 1. Oktober 2011

Das Bild und was die wüste Kunst daraus gemacht hat




Ich mag nicht mehr hinsehen. 
Ich mag nicht mehr angesprungen, 
angeschrien, angebrüllt werden. 

Wenn Kunst Kommunikation sein soll, dann ist Kommunikation wohl nur noch Steigerung der Lärmpegel, letztlich allgemeines Rauschen. Pop art, top art, mega art, concept art. Verselbsständigung der rhetorischen Mittel und monotone Wiederholung der Sortierbegriffe. Concept art scheint sich noch darauf zu verlassen, dass Kommunikation abseits der Lärmpegel Wahrnehmungen anderer zugänglich machen könne. Das Konzeptualisierte ist meistens dünn, gewollt banal, die beigelegten Texte um so länger. Wer die Bild-Text-Anordnung umdreht, merkt schnell, dass das Bild entbehrlich ist. Auch ohne regenbogenfarbige Discobeleuchtung und linearer Abfolge schwarz-weißer Fotografien kann man darauf kommen, dass die menschliche Wahrnehmung von Stereotypen geprägt ist, klassizistisch, neo-klassizistisch, restaurativ oder wie auch immer die Textbeigabe es haben möchte.

Mag sein, dass die bloße Wahrnehmung des Materials noch keine Kunst erkennen kann, also eine selektive Verarbeitung hinzu kommen muss, die dem Material erst die Bedeutung eines Kunstwerks verleiht. Aber ist es in dieser mit Kunst zugeschütteten Zeit überhaupt noch erforderlich, dass Material Kunst wird? Ich sehne mich jeden Tag mehr nach Material, das keine Kunst ist, kein Text, kein Geschrei, kein Anspringen, einfach nur Material. Kommunikation über das bloße Material, was wohl eher Kommunikation über Unbestimmtes wäre. Wenn Material überhaupt noch Kunst werden soll, dann müsste Kunst nicht mit dem Material, sondern mit dem immateriellen Raum, in dem sie stattfinden könnte, beginnen.