Mittwoch, 21. Dezember 2011

Counter-piracy operation

:

Am Nachmittag verschanzten sich die Angreifer hinter der Installation "Five Marching Men" und lieferten sich weitere Gefechte mit der Museumsaufsicht.


"Da gibt es die hintersinnige Arbeit namens "Five Marching Men", sie besteht aus Neonröhren und zeigt marschierende Männer. Jedes Mal, wenn diese Gestalten ihren Arm zum Gruß heben, hebt sich auch ihr Penis. Wie lässt sich besser veranschaulichen, welche kopflose, blinde Erregungsmacht hinter der kriegerischen Gewalt steht. Bruce Naumans Arbeiten sind so bewegend - sie hätten einen Tempel verdient.

Der Tempel ist eine Speditionshalle, deren Umbau ich bezahle". Flick


 Dell'Arte della Guerra: "Wir haben viel, vielleicht alles, auch die Ehre verloren. Eins bleibt uns: die ehrenvolle Erinnerung an euch, an die herrlichste Armee, die je die Waffen trug und an den gewaltigsten Kampf, der je gefochten wurde. Sie hochzuhalten inmitten dieser Zeit weichlichen Gewinsels, der moralischen Verkümmerung und des Renegatentums ist stolzeste Pflicht eines jeden, der nicht nur mit Gewehr und Handgranate, sondern auch mit lebendigem Herzen für Deutschlands Größe kämpfte." Stahlgewitter, Jünger

Sonntag, 11. Dezember 2011

Tagesbefehl an die Kunstarmee

_________________________  ____  ZURÜCK ZUR LINIE









Outline und wieder zurück - Adobe Illustrator 

Mehr Gefahr von der blauen Linie. 5815.01.1015.01.10

Einsatzwagen Linie 361DO-Mengede - CAS-Ev. Krankenhaus und zurück 


Stil auf der ganzen Linie mit Geld-zurück-Garantie


DAX eroberte 0.500-Punkte-Linie zurück


Wulff fliegt per Linie Brasilien zurück  Berlin



Schwung in der Hüfte: Zurück zur A-Linie

Linie 1 kehrt zurück

W-zurück-im-Nicht-Uni-Leben-Linie


Cunard Line 1857 erobert Persia das Blaue Band zurück


rechts zurück: st. Gef. 7,4 geradeaus: Linie 46 (RP 1.04) 




(ist der Punkt diese Dialektik seiner selbst, zur Linie zu werden, die Linie die Dialektik)





Sonntag, 4. Dezember 2011

Bombergirl @ A.C.A.B.




Dogwalker geht mit fünf Hunden gleichzeitig an der Leine. Der Kunstsoldat umgeht die rote Ampel, indem er die Straße anderswo überquert. Gerichte können anders entscheiden.


Seit Hobbes wird vermutet, dass die wahre Legitimation auf dem Zusammenhang von Sicherheit und Anpassung basiert: Regierende leisten den Regierten Sicherheit, die Regierten leisten Anpassung. Das Verhältnis endet, wenn eine Seite ihre Leistung nicht mehr erfüllt. In Wahrheit hält die Anpassung viel länger als die Sicherheit, und wird von der Macht als Treue auch so verlangt, dessen Zuverlässigkeit von den Angepassten ohnehin überschätzt wird. Sicherheit kann simuliert werden, Anpassung aber nur von Verrätern. 


Was waren das noch für Nächte, in denen Magic Marker und Sprühdosen in U-Bahn-Schächte, U-Bahn-Depots und unter Autobahnüberführungen schlichen, um die postmodernen Selbstentleerungen mit Barockmalerei zu überschwemmen. Purer Gangsterbarock, weit entfernt davon, schön zu sein, nicht einmal ausgesprochen hässlich oder obszön. Und nun diese Leute, die nie einen U-Bahn-Schacht durchliefen, nie an einer Autobahnbrücke hingen, nie in Polizeigewahrsam gesessen sind, aber sich mit ihren furchtbar wild und kaputt aufgemachten Undergroundattrappen dazwischen gemischt haben, um im Auftrag ihrer findigen Event-Agenten neonschön verhässlichte und obzönisierte Betriebskunst für das arrivierte zeitgenössische Kunstpublikum zu produzieren. 


Es ist einfach so, seit dieser Planet Erde von der zeitgenössischen Kunst befallen wurde, sieht er immer schlechter aus. Keine Ahnung, was der Kunstsoldat jetzt noch anstellen soll.

Samstag, 12. November 2011

Heil Supermarkt: Kunst für gegen Gier



Vati, Mutti 


haben mich zwar zu dem Bewusstsein erzogen, dass Handeln aus Gier moralisch verwerflich ist, und mich anschließend in eine Welt gestoßen, in der Verfassungen und Gesetze mir Freiheit nur als ständige Rücksichtnahme vermitteln. Doch glücklicherweise gibt es den Supermarkt, wo ganz andere Regeln gelten, wo du konsumieren darfst und konsumieren, immer nach dem Prinzip der Maximierung, mehr kann nie genug sein. Der Supermarkt mit seiner vollen Ästhetik und Semantik der Maßlosigkeit fördert Findungskreativität, Mut zum Exzess, Geschick als unübertrefflicher Belagerer, Eroberer und Schnäppchenjäger. Er ist mein mentaler Trainer und Seelenführer, er setzt neue Freiheiten in Kraft, liefert Orientierung, bietet Hoffnung gegen Einsamkeit und Leere, ist auch ein Leiden, in das ich nicht ungern verfalle, weil man erstens dafür nichts kann, und das deshalb zweitens moralisch nicht gerechtfertigt werden muss. 

(Überhaupt ist Gier etwas anderes. Gierig ist beispielsweise eine Bank, die einem naturgetriebenen Konsumer, wie ich es bin, ein Kundendarlehen für 6 Prozent Zins gewährt, dies am selben Tag für 9 Prozent an eine Zweckgesellschaft verkauft, diese die Forderung mit anderen zu einem Paket schnürt und an Anleger verkauft, so dass die Beteiligten ihren Gewinn machen, ohne dass der Kreditschuldner Kreditsumme und Zinsen zurückzahlt. Das ist die wirkliche Gier, die mich richtig wütend macht, und wo ich gleich sage, dass wir endlich begreifen müssen, dass der Macht Grenzen zu setzen sind, der Macht des Kapitalismus, des Geldes, der Banken, und auch der Märkte, soweit es eben Finanzmärkte sind. Amen)

Samstag, 1. Oktober 2011

Das Bild und was die wüste Kunst daraus gemacht hat




Ich mag nicht mehr hinsehen. 
Ich mag nicht mehr angesprungen, 
angeschrien, angebrüllt werden. 

Wenn Kunst Kommunikation sein soll, dann ist Kommunikation wohl nur noch Steigerung der Lärmpegel, letztlich allgemeines Rauschen. Pop art, top art, mega art, concept art. Verselbsständigung der rhetorischen Mittel und monotone Wiederholung der Sortierbegriffe. Concept art scheint sich noch darauf zu verlassen, dass Kommunikation abseits der Lärmpegel Wahrnehmungen anderer zugänglich machen könne. Das Konzeptualisierte ist meistens dünn, gewollt banal, die beigelegten Texte um so länger. Wer die Bild-Text-Anordnung umdreht, merkt schnell, dass das Bild entbehrlich ist. Auch ohne regenbogenfarbige Discobeleuchtung und linearer Abfolge schwarz-weißer Fotografien kann man darauf kommen, dass die menschliche Wahrnehmung von Stereotypen geprägt ist, klassizistisch, neo-klassizistisch, restaurativ oder wie auch immer die Textbeigabe es haben möchte.

Mag sein, dass die bloße Wahrnehmung des Materials noch keine Kunst erkennen kann, also eine selektive Verarbeitung hinzu kommen muss, die dem Material erst die Bedeutung eines Kunstwerks verleiht. Aber ist es in dieser mit Kunst zugeschütteten Zeit überhaupt noch erforderlich, dass Material Kunst wird? Ich sehne mich jeden Tag mehr nach Material, das keine Kunst ist, kein Text, kein Geschrei, kein Anspringen, einfach nur Material. Kommunikation über das bloße Material, was wohl eher Kommunikation über Unbestimmtes wäre. Wenn Material überhaupt noch Kunst werden soll, dann müsste Kunst nicht mit dem Material, sondern mit dem immateriellen Raum, in dem sie stattfinden könnte, beginnen. 

Samstag, 17. September 2011

Wo Kommunikation nicht ist, kann Kunst nicht sein



Eine gekringelte, vielfach verschlungene Linie. Interessant, irritierend, verstörend. Genau dieser Tiefe-mit-Fläche-Charakter. Interessant, irritierend, verstörend. Diese Gegensatzvereinigung kontradiktorischer Grundmomente, wie es den strategischen Formalismus der Gegenwart kritisiert, wie es seinen selbstbezüglichen Regress auf das Rahmenwerk der Kunst demonstriert, wie es die Hierarchien zwischen Intuition und Konzept unterwandert, wie es Ereignisse evoziert, die außerhalb des Nachvollziehbaren liegen, wie es eine Diagonale durchmisst, wie es die disziplinierende Funktion der Fläche entlarvt, wie es um die Organisation von Abstand und Nähe kreist, wie es den paradoxen Möglichkeitsraum zur Schau stellt, wie es die Verzweiflung des Betrachters ins grelle Licht der Ausstellung zerrt. Interessant, irritierend, verstörend. 

Ich sehe, also kommuniziere ich? Kommunikation als Genickstarre? Als Herumquälerei mit all dem, was an formaler Zumutung vor dir ist? Als Kommunikation mit fremdem Sendungsbewusstsein und deinen ganz persönlichen Rückenschmerzen? Oder vielleicht mit Können, weil du meinst, Kunst käme von da her? Kommunikation mit einem Genie? Kommunikation als Ausfüllung deiner Traurigkeit über deine nicht vorhandenen Talente? Intentio, disegno, gutes disegno, schlechtes disegno, alles disegno, Zuccaro, Zucarro a.a.O.? Disegno in quanto che si trova in tutte le cose, increate, & create, invisibili, & visibili, spirituali, &corporali? Kommunikation, weil alles irgendwann unscharf wird, und du nur noch ahnen kannst, dass du mit etwas kommunizierst, von dem sie sagen, es sei Kunst? 

Ich sag dir was: In einem Kunstraum kann ein Kommunikator nie wissen, mit wem er über was kommuniziert. Aber genau das ist es, was ihm die sogenannte Kunst zurückkommuniziert. 

Samstag, 3. September 2011

Tripolis



Ich bin der Beduine, weil ich der Beduine bin. Ich habe den Sand abgetragen und es ist gelungen. Von außen eine Täuschung, die nirgends hinführt außer auf festes Gestein. Will mich nicht rühmen, die List mit vorzüglicher Absicht ausgeführt zu haben. Es war nur der Rest eines der vielen vergeblichen Bauversuche. Aber es schien mir vorteilhaft, es so zu belassen. Eine List mag so listig sein, dass sie sich selbst umbringt. Auch kühn, dadurch überhaupt auf die Möglichkeit aufmerksam zu machen, dass hier etwas Nachforschungswertes vorhanden ist. Doch bin ich nicht der, der feige ist und nur aus Feigheit handelt. Der eigentliche Zugang ist so gesichert, wie überhaupt etwas gesichert sein kann. Nur an einer einzigen Stelle bin ich sterblich und in meinen Träumen geht unaufhörlich ein Verräter herum. Ich hätte diese Stelle zuschütten können, auch ohne die Möglichkeit eines Auswegs zu vergeben. Aber gerade die Vorsicht verlangt das Risiko einer schnellen Fluchtmöglichkeit. Das alles sind anstrengende Berechnungen, und die Freude des scharfsinnigen Kopfes an sich selbst ist die alleinige Ursache dessen, dass man weiterrechnet. Ich rechne und berechne im Innersten meines Baus, wo inzwischen sich langsam und still der Gegner von irgendwoher an mich heranbohrt. Er weiß ebensowenig von mir wie ich von ihm. Aber es gibt leidenschaftliche Jäger, die planlos die Erde durchwühlen und bei der Ausdehnung meines Baues haben selbst sie Hoffnung, irgendwo auf einen Weg zu stoßen. Zwar habe ich den Vorteil, alle Wege und Richtungen genau zu kennen, so dass ein Jäger darin leicht selbst zum Gejagten werden kann. Aber ich werde alt, es gibt viele, die kräftiger und ausdauernder sind als ich und sie werden immer mehr. Könnte schon sein, dass ich vor einem Jäger fliehe und den anderen in die Fänge laufe. Immer wieder horche ich in die Stille, bevor ich weitergrabe. 

"Manchmal träume ich, ich hätte ihn umgebaut, ganz und gar geändert, schnell, mit Riesenkräften in einer Nacht, von niemandem bemerkt, und nun sei er uneinnehmbar; der Schlaf, in dem mir das geschieht, ist der süßeste von allen, Tränen der Freude und Erlösung glitzern noch an meinem Bart, wenn ich erwache" // Kafka // Der Bau 

Sonntag, 7. August 2011

Kunst ist, wenn es um Geld geht





Allein Geldanlegen ist schon die Kunst. Erst recht, wenn du dein Geld in Kunst anlegst. Aber wenn es um Kunst geht, musst du die alltägliche Weltkonstruktion mit vollziehen. Die Differenz von Aktualität und Potenzialität, die sich von Moment zu Moment verschiebt, musst du auf eine bestandsfeste Realität hin untersuchen. Deine Realitätsannahmen wiederum können erschüttert werden. Selbst wenn die Welt so bleibt, wie sie ist. Suche zum Bespiel das richtige Werk unter der Masse von Werken, die du weltweit erwerben könntest. Du suchst allein, und die Welt kümmert sich nicht einmal darum, Sicherheiten auszumachen, mit denen du alle falschen Wertannahmen einfach abstoßen könntest. Vielmehr verschärft die Kunst selbst noch die Differenz zwischen real und möglich, um dann mit eigenen Werken zu belegen, dass auch im Bereich des Falschen noch Wert zu finden sei. Oder auch nicht.

Montag, 18. Juli 2011

Genie macht Unsinn



Genies, um dieses unschöne Wort wieder hervorzuholen, haben etwas Unsinniges in ihrer Art. Jetzt fang ich an zu ahnen, was sie so einzig macht. Es muss etwas damit zu tun haben, dass Genialität mit einer Deformation anderer Intelligenzbereiche einhergeht. Es dürften sich daraus leicht divinatorischen Anlagen entwickeln. Hegel, der alte Schmeichler, meinte, es sei das an und für sich Vernünftige. An und für sich ist es aber auch die Bereitschaft, für die Kunst einen Gehirnschaden in Kauf zu nehmen. Ansonsten wäre es nur Talent, oder wie Hegel meint, die Fähigkeit, etwas zur Vollendung zu bringen. Wie Italiener Gesang und Orangenbäume haben, und Nordlichter beides eben nicht.
Zum Genie gehört, meint Hegel, die Leichtigkeit der inneren Produktion und der äußeren Geschicklichkeit. Aber Genies können es auch nur so. Sie können es nur, wie Hegel meint, in Melodien kundgeben. Sie können es nur in dieser Form. 
Bravo, bravo, Kandinsky, geh einer und streue aus, wir haben es, bräuchten nur noch ein wenig Zeit. 

Sonntag, 3. Juli 2011

Nichtkunst



Was ist Kunst? Kunst ist das, was bleibt, wenn man den ganzen Müll an Wiederholungskunst entfernen würde. Würde man das tun, würden zwar Museen, Galerien, Messen und so weiter unendlich leer werden. Aber genau diese Leere wäre das, was überhaupt Kunst gegenwärtig nur sein kann.

Kunst ist nicht Explosion, sondern Implosion. Kunst ist keine Kunst mehr, wenn sie sich endlos dadurch nur ausbreiten kann, dass sie sich selbst kopiert. Kunst wird erst Kunst, indem sie durch innere Teilung in sich geht. Erst dadurch, dass sie sich in diesen inneren Raum begibt, das Ausschließliche einschließt, erreicht sie Inhalt. Es bringt nichts, darüber zu reflektieren, was die Kunst außerhalb ihrer selbst sein möchte oder sein könnte. Kunst als Vermehrung abwickelbarer kommunikativer Verhältnisse quatscht sich nur zu Tode. Die endlose Masse der kunsthistorischen und kurativen Einführungen und Ausführungen erschlägt die sensible Wahrnehmung. Kunst kann nicht extensiviert, sondern nur intensiviert werden.

Kunst ist das Gegenteil von Nichtkunst. Nichtkunst ist Überschuss, ist alles, was nach außen expandiert. Irgendwann einmal wird man radikaler als je zuvor konzedieren müssen, dass Kunst alles Äußere auflöst, das für sie Motiv und Inhalt hätte sein können.   

Sonntag, 19. Juni 2011

Dreck


Manche mögen Grau. Ich habe mir gesagt, ich bin Kunstsoldat, muss mit Form arbeiten, muss Aggressivität reinbringen und auch wieder wegnehmen, damit überhaupt jemand hinguckt. Meine Grundausbildung. Aber was mich verrückt macht, ist, dass ich keine neue Form erfinden kann. 

Es gibt keine weißere Form als Weiß, keine rötere Form als das röteste Rot. Beim rötesten Rot kann ich stehen bleiben, oder Weitergehen bis ans Ende der Farbskala, von Form zu Form, dann wieder zurück, um am Ende die Form, mit der ich begonnen habe, als die andere Seite einer anderen Form wiederzufinden. Form spielt mit Form, und ich muss mich überreden lassen, immer mit demselben Quatsch zu spielen. Berlin is here to mix everything with everything. Kunst als das längstmögliche Hin und Her des Eigenbehaviors, von deprimierender Sinnlosigkeit. 
Was ist es nur gewesen, das mir diese Lumpigkeit endloser Wiederholungen als originalen Hoffnungsträger eingeredet hat? Es meinte wohl die Geste des ästhetischen Denkens, respektive das Denken zu ästhetisieren, wie tagelang ekstatisch über einen vollgekotzten Dancefloor zu springen, respektive für die kommenden Klugscheisser zu produzieren, um den Glitter-Schmutz dieser Ära komplett zu machen. Kunstgattungstypische Formvollendung, so wie die Summe aller Buntfarben Dreck ist. 
Meine freiwillige Selbstentleerung aus der Fülle meiner gewaltigen Fähigkeiten, alles Dreck.

Freitag, 3. Juni 2011

SchülerSex und Technoplastizität






"Wenn ich meinen Sohn dabei überraschte, 
wie er sich vor dieser Statue selbst befleckt, 
würde ich es gewiss nicht unterlassen, 
sie zu zertrümmern". Diderot
Dem Vater erscheint es so, als ob die sexuellen Handlungen seines Sohns sich jeder Regelkontrolle entziehe, um im Verbotenen ein unverantwortliches Spiel zu treiben. Aber sein Sohn macht gegenüber diesem Vorwurf eigene Gründe geltend. Zum Beispiel den Begriff des Schönen in der italienischen Renaissance oder die Idee der sexualmaterialistischen Gesellschaft in Blood and Guts in High School. Für seine Gründe verlangt er Vorrang. Dieser Vorrang wird im Souveränitätsstil behauptet: weil es mir gefällt und es so easy ist, more modoque consueto rumzuficken. Im Falle der Statue garantiert sie durch ihr formvollendetes materielles Substrat den Vollgenuss der Sinnlichkeit. Sie genügt nicht der virtuellen Tugend, sondern dem realen Geschmack (präzise beschrieben in Lettres de la Marquise de M. au Comte de R.). Und sie übergeht, dass "Natur" ein mentaler Sperrbegriff sein kann. 
Was die Zertrümmerung der Statue anbetrifft, so übersieht die väterliche Sorge, dass der Sieg des Christentums die Sexualkultur der alten Welt zerstört und das Sexualleben auf die Ebene substitutiver Gegenständlichkeit heruntergebracht hat. Im Laufe dieser Entwicklung ist die Sexualität von Verschleierung und zurückhaltender Symbolisierung in die Phase des massiven Auflauerns und der aggressiven Rund-um-Belästigung eingetreten. So beginnt es heute, Jahr 7 des Pontifikats Benedikt XVI, meistens mit missbrauchter Kindheit, fickend herumstreunenden Schulabbrecherinnen, und schleicht sich weiter durch koksnebelverhangene Hüpfburgen, technosoundigen Pornobespielungen, andauernd verdinglichter Rundumsexualitäten bis zu den Höhepunkten fluidaler Sexplastikformen. Kein Steigerungsprozess kann ohne materialistische Grundlage mehr in Gang kommen, weiter nichts, zumal bey unserm Geschlechte, als eine ganz besondere Leitung des Geschlechtstriebs auf einen einzigen Gegenstand (Jakob Mauvillon, 1791). 

Vom Standpunkt der Statue kann man also davon ausgehen, dass das, was an ihr noch als Kunst wahrgenommen wird, nicht nur als Eigenfunktion der Kunst, sondern auch als Unterstützung anderer Funktionen benutzt wird. Aber auch der Schüler muss davon ausgehen können, dass nicht alles, was er sieht und als schön empfindet, das Werk einer rein theoretischen Kunstidiotie ist. Man verschone den Schüler vor allem vor den kreativen Objektivation einer sexuellen Fehlhaltung wie der Konzeptkunst, wie zum Beispiel vor sechzehn rahmenlosen Bildträgern, weiß, die in einer unregelmäßigen Linie an die Wand gelehnt sind. 

Samstag, 28. Mai 2011

Ende der Landschaftsmalerei II





Theorie zum finalen Werkentwurf


für die, die sich über die letzten Fortschritte des Desasters empören und mit Geduld seine Enzyklopädie zusammenstellen:
"Es geht nicht um die Lösung eines Problems mit der Folge, es als Problem zu vernichten. Es geht um die Provokation einer Sinnsuche, die durch die Kunst nicht unbedingt Ergebnisse, aber doch den Eindruck erhält, dass da draußen noch eine letzte Möglichkeit existieren könnte, ohne nach oben zu schauen über eine Wiese zu laufen. Noch ein letztes Mal mit denen laufen, die mit uns durch die Zeiten gingen, und daran denken, dass die Welt Natur ist, auf lange Sicht und sobald der Mensch wieder verschwunden, unweigerlich frei und wild. Natürlich könnten sich die Straßen in Rad- und Wanderwege verwandeln, wir könnten sogar alle Breitengrade mit garantierten Schutzgebieten für edle Wilde überziehen, zum VorzugsPreis einer vollkommen therapiefreien Weltexistenz. Aber wer behauptet, dass die erneute erneuerbare Emanzipation von der Natur uns das Erleiden einer para-naturalen Gerechtigkeits- und Selbstgerechtigkeitsdiktatur ersparen wird, lügt. Das Eine wird das Andere in die Wege leiten. Wir werden beides kriegen."
Gut für jetzt, Bellini, Turner, Friedrich und Freunde der digital nachgearbeiteten Naturkulissen. Genug der heulenden Rückblicke auf ungebrochene Wiesen, Wälder und Uferstrände, auf barocke Schimmereien im überhöhten Glanz von Abend- respektive Morgensonne, auf einsam zweisame Staffagefiguren in der grenzwertigen Gegend um Tivoli. Behaltet einfach in Erinnerung die Zeit, in der ihr bei gutem Wetter noch etwas anderes gemacht habe als Jalousien runter.

Sonntag, 22. Mai 2011

Ende der Landschaftsmalerei I



Neulich sah ich Bellini und Konsorten um ein Windrad rennen. Mit Zitaten aus der zauberhaften Metropolenwelt, plus abgeschmackte Billigmärkte für Mehrfachsteckdosen, Durchmischungen fader ConsumerSounds, pädophile Monitorflächen, Lichterketten, überfreundliche SecuritieSysteme, plus Begriffe und Simulationen für das verletzte Ursprüngliche und Unberührte, für das gemeinsame Schrumpfen jeden Tag
"Nichts ist so unwürdig, als Gewalt zu erleiden. Wer sie feigerweise erleidet, wirft sich weg."
"Wir sind umgeben von Kräften, die den Meister über uns spielen, uns den Resonanzboden unserer Liebe entziehen. Nichts hat mehr Au- torität, unseren Einspruch zum Schweigen zu bringen. Dieses Hässliche, Berührte, Begrabbelte, Prostituierte, das wir müssen, aber nicht wollen, überliefert unsere phantastische Idee der Beute. Unsere gerühmte Freiheit ist nichts, absolut nichts. Entweder der Natur als Macht überlegen, oder eins mit ihr. Entweder unsinnig oder sinnlich. Man nennt uns Romantiker, verdammte Scheisse. Als wäre es nur eine Intension auf nicht mehr zu realisierende Synthese, auf Einheit von Subjekt und Welt, bei Stendhal nachzulesen. Wir kennen aber noch die Eleganz, die das Leben und die Welt formten, jede einzelne Linie darin. Nur so hat es Reiz für uns. Nur durch Natur und Schönheit allein können wir erfahren, dass wir bestimmt und fähig sind, uns als Einzigartigkeiten zu beweisen, statt sturzbesoffen auf Autodächern herumzuliegen."

Es folgt Teil II: Theorie zum finalen Werkentwurf (für die, die sich über die letzten Fortschritte des Desasters empören und mit Geduld seine Enzyklopädie zusammenstellen)

ye-man zi-yu 

Montag, 16. Mai 2011

Tagesbefehl an die GummibärArmeen




Schlagt-   den-   Feind-   wo-   ihr-   ihn-   trefft-

Wenige Nahrungsmittel haben diesen Feindcharakter. Ihnen ist jeder Angriff recht, Hauptsache gnadenlos. Wenn man doch zum Zucker noch Zucker nehmen könnte. Ein Gehirnforscher frisst sich zum Experten für Pfefferminzschokolade durch und entdeckt die beste Sorte in San Francisco. Das erste, an das ich mich erinnern kann, hatte die Form einer Himbeere und klebte an anderen Himbeeren. Es war meine erste Gelegenheit, die Form als reine Selbstreferenz zu behandeln, was vor allem auch dadurch ermöglicht wurde, dass diese Form für mich bald keine Grenze mehr darstellte. Ich konnte gar nicht soviel Form besorgen, wie Form wieder verschwand. Nebenbei schmeckte sie sogar etwas nach Himbeere.

Der Idee nach kann man auch ohne Form auskommen. 

Aber bereits die bloße Anschauung setzt Form voraus. Dies im doppelten Sinne: als Bedingung der Mitwirkung verschiedener psychischer Systeme und als Garantie der Anschlussfähigkeit rein physischer Systemhandlungen. Nehme Schaumzucker abwechselnd in Rosa und  Weiß, eine Marshmallowmaus und eine Geleebanane obendrauf, und schließe das Ganze mit himmelblauen Eukalyptusfischen und knallrotem Spaghetti ab. So kann das Wohlfühlsystem schon auf weitere Erwartungen vorgreifen und in diesem Sinne etwas als wiederholbar identifizieren. Präsenz der Rekursivität in jedem Moment, der eine weitere Operation generiert. Im Laden einer Junghamburgerin, damals war sie es noch, gibt es ganze Operationsmenüs aus Zuckermasse. Mit der gebotenen Genauigkeit musst du es begreifen. Pommes mit kullernden grünen Erbsen, geschlängelten Bohnen, schlappigen Spiegelei und Ketchup. Formen, so fantastisch gebildet, dass man das Cellophan gar nicht abnehmen mag.

Form ist, was gefällt. 
Feind auch. 
Beide setzen die Welt als unbegrenzt voraus.

Sonntag, 8. Mai 2011

Claiming a second kiss by desert



1. Aktuell befinden wir uns im Ego-Kolosseum, Daumen hoch, runter... Hurtig, Puerilisten, man soll die Spiellöwenparty erneuern, wir wollen nicht, dass die neue Zielgruppe musealer Vermittlungsarbeit Langweile hätte. Leben wir nicht in einer Welt, in der kopflose Consumer sich geköpfte Künstler wünschen?
2. Wir sind alle Kannibalen (Levi-Strauss). Die einfachste Art, sich mit einem Kunstwerk zu identifizieren, ist, es auf zu essen. Siehe auch Makato Aidas als Sushis angereichte Mädchenklone. Claiming a second kiss by desert *) oder Esser mögen es, intensiv gehalten zu werden. Schmatzen wäre nur ein schwaches Echo: Die Sache muss im Werk selbst erzeugt werden, egal ob als Selbstzerstückelung oder Fremdzerstückelung. Der Reiz besteht darin, dass der äußere Rahmen (Lady Gagas Kopfsteak, Bad-Banking, Migranten-Bashing, Tyrannen-Frühstück, Märtyrer-Merchandising, Fastfood, abgehackte Finger und Riesenbabys in der Facebook-Chefetage etc.) in das Gesamtkunstwerk wiedereintritt, ohne damit in seiner Funktion gegenüber dem puerilen Publikum beeinträchtigt zu werden.   
3. The Poem says what the poem says. Werter Brooks, so kommen wir nicht weiter. Das ist nicht mehr contemporary, das ist repräsentative Erstarrung. Mag sein, dass dreißig weitere Jahre postkannibalischer Innovationen jede Lust an Überschreitung und Befreiung nehmen. Aber jede wie auch immer zu ernährende Zukunftsgesellschaft hat tausend kleine Nischenfelder,  tausend kleine Untergrounds, von denen man sein Zeugs besorgt. 
4. Das Erhalten reproduktiver Nahrungsketten in einem Zustand permanenten Halbwertverfalls ist das bestgehütete Kunstgeheimnis aller Zeiten.
*) Charis, guess, and do not miss/ Since I drew a morning kiss/ Ben Jonson

Samstag, 30. April 2011

Politischer Suprematismus des Nichts und Nirgends











0.11 

(Wir sind nicht dazu da, 
dieses Gestirn zu veröden) 

Montag, 25. April 2011

Unpolitische Kunst unterfordert das Gehirn und erzeugt Langeweile

Schön war 
jedenfalls die Zeit, 
als man wenigstens noch 
daran glaubte.



brd 1972: 


Beschäftige mich mit Burens Limite critique. Lässt sich mit Marx, Kritik der politischen Ökonomie, verbinden. Heubach sieht es mit Beuys ganz ähnlich. Bloß nicht noch eine deutsche Kulturmythologie. Die Düsseldorfer Akademie bezahlt schlecht. 600 Mark monatlich. Weil kein Doktortitel der Kunstgeschichte. Isa Genzken, Reinhard Mucha, Martin Hentschel wollen noch Künstler werden. Mich interessiert auch Konzeptualismus, den Status des Kunstobjekts aufheben, künstlerische Intervention im Sinne ihrer Textualität. Haacke und Broodthears scheinen sich mit ähnlichen Problemen zu beschäftigen. Habe mich entschlossen, ein Journal zu gründen, das nur Originalbeiträge von Künstlern bringt. Mein Schlüsselerlebnis war Adornos Text über die irrige Vorstellung von Echtheit und Authentizität, weil er mit dem Warenfetischismus endet. Wenn ich Marx richtig verstehe, hat er Gebrauchswert und Tauschwert nie voneinander getrennt. Zeitschriften sind Medien, und Medien bedeuten Austausch. Es ist jetzt für mich klar, dass man aus dem Tauschwert Gebrauchswert machen kann. Dan Grahams Reduzierung auf das linguistische Element, völlige Auflösung der ästhetischen Dimension, reine Phänomenologie. Jeder kann es sehen, immer, man braucht keine Vorbereitung, kein privilegiertes Lernen, keine Kenntnis der künstlerischen Institutionen. Eine starke Radikalität. Ich weiß nicht, ob das marxistisch zu nennen ist. Debords Spektakeltext, ich glaube, er geht an uns allen hier in Deutschland unbemerkt vorüber. Auch Broodthears ist mir ein Rätsel. Den Ort der Produktion und den der historischen Reflexion zu trennen. Jede Form der Synthese ist gefährlich, weil Kunstproduktion zunehmend an die Produktion der Kulturindustrie gekoppelt ist. 


Um im Rheinland 
eine marxistische Position zu vertreten, 
muss man entweder stark und naiv sein 
oder ein Märtyrer. 


Es ist wahrscheinlich nur ein bescheuerter Zynismus gegenüber mir selbst, wenn ich das alles allen Ernstes immer noch für eine kulturell-politische Intervention halte.