Samstag, 12. November 2011

Heil Supermarkt: Kunst für gegen Gier



Vati, Mutti 


haben mich zwar zu dem Bewusstsein erzogen, dass Handeln aus Gier moralisch verwerflich ist, und mich anschließend in eine Welt gestoßen, in der Verfassungen und Gesetze mir Freiheit nur als ständige Rücksichtnahme vermitteln. Doch glücklicherweise gibt es den Supermarkt, wo ganz andere Regeln gelten, wo du konsumieren darfst und konsumieren, immer nach dem Prinzip der Maximierung, mehr kann nie genug sein. Der Supermarkt mit seiner vollen Ästhetik und Semantik der Maßlosigkeit fördert Findungskreativität, Mut zum Exzess, Geschick als unübertrefflicher Belagerer, Eroberer und Schnäppchenjäger. Er ist mein mentaler Trainer und Seelenführer, er setzt neue Freiheiten in Kraft, liefert Orientierung, bietet Hoffnung gegen Einsamkeit und Leere, ist auch ein Leiden, in das ich nicht ungern verfalle, weil man erstens dafür nichts kann, und das deshalb zweitens moralisch nicht gerechtfertigt werden muss. 

(Überhaupt ist Gier etwas anderes. Gierig ist beispielsweise eine Bank, die einem naturgetriebenen Konsumer, wie ich es bin, ein Kundendarlehen für 6 Prozent Zins gewährt, dies am selben Tag für 9 Prozent an eine Zweckgesellschaft verkauft, diese die Forderung mit anderen zu einem Paket schnürt und an Anleger verkauft, so dass die Beteiligten ihren Gewinn machen, ohne dass der Kreditschuldner Kreditsumme und Zinsen zurückzahlt. Das ist die wirkliche Gier, die mich richtig wütend macht, und wo ich gleich sage, dass wir endlich begreifen müssen, dass der Macht Grenzen zu setzen sind, der Macht des Kapitalismus, des Geldes, der Banken, und auch der Märkte, soweit es eben Finanzmärkte sind. Amen)