Der Kunstfeldwebel sprach heute vor versammelter Truppe über den Sinn schlechter Kunst. Die Rezeption schlechter Kunst gelingt nicht, sagte er, wie dies vielleicht für gute Kunst der Fall sein mag, in der leichten Einstellung eines Wohlgefallens. Die Rezeption schlechter Kunst verlangt ein interessiertes Aushalten und eine angestrengte Erkenntnis ihres Sinns. Der für ein solches Verstehen erforderliche Nachvollzug verlangt keine ästhetische Einstellung, sondern Teilnahme. Diese Teilnahme betrifft das Sicheinlassen auf das, was präsentiert ist und verstanden werden will. Im teilnehmenden Verstehen von schlechter Kunst und deren Wahrheit vollzieht sich damit eigenes Präsentsein in der alltäglichen Präsenz schlechter Wahrheiten. Bei diesem teilhabenden Erleben des Präsentierten handelt es sich also um die gute Erfahrung eines tieferen Selbstverstehens. Weil aber das individuelle Verständnis für uns Kunstsoldaten bedeutet, einer Selbsterkenntnis, eines Stückes Wahrheit teilhaftig zu werden, wird die schlechte Kunst für uns letztlich zur guten Kunst. Das ist vor allem für die heutige Kunstpräsentation sehr vorteilhaft, meinte der Kunstfeldwebel, denn gute Kunst ist selten und schlechte Kunst gnadenlos präsent.