Das radikale Selbsterkennen im absoluten Anderssein ist schon lange nicht mehr Grund und Material für Kunst. Was dem Betrachter an der Kunst jetzt gezeigt wird, ist die Auflösung dieses Anderssein in die Anpassung an gegebene Strukturen. Was aber noch übrig bleibt, ist die in den Betrachter verlängerte und dort erhaltene Vorstellung, dass die Kunst sich irgendwie immer noch im Anderssein bewege.
Eine Reihe Apfelbäume wird gepflanzt, um später aus der Apfelernte Apfelmost zu produzieren und zu verkaufen. Ein gewerblicher Vorgang. Die Wiederholung dieses Vorgangs in einem Raum, der als Kunstraum behauptet wird, findet auch einen entsprechenden Kunsttext. Der Kunsttext behauptet, dass eine Reihe Apfelbäume gepflanzt wurde, um später aus der Apfelernte Apfelmost zu produzieren und zu verkaufen, aber nicht ohne zu ergänzen, dass der Vorgang in seiner Wiederholung dem Vorgang einen tieferen Grund gäbe. Wenn der angezeigte Grund, der in dem behaupteten Kunstraum geliefert wird, dem Betrachter dann einen Sinn für Kunst vermittelt, und die Kunst eben nur diese Vermittlung eines Anlasses für Kunst ist, ist dagegen das übergehende Wissen um die hierdurch zustande gekommene Selbstbestätigung von Kunst, gegen das mögliche Selbsterkennen in einem möglichen Anderssein gerichtet.
Zu Avantgards Zeiten gab es mehr von dem, was möglich werden könnte. Heute gibt es zu viel von dem, was längst schon möglich ist.
Die affirmative Kunst ist eine Mitmachkunst. Sie macht das Bekannte bekannt, das eben darum von den Mitmachenden ebenso wenig erkannt wird wie das Affirmative dieser Kunst selbst. Es ist gewöhnliche Selbsttäuschung wie Täuschung anderer, beim Mitmachen etwas als bekannt vorauszusetzen, um es sich dann doch als herbeigeredetes Unbekanntes gefallen zu lassen. Mit allem Hin- und Herreden kommt solche Kunst, ohne zu wissen, wie ihr geschieht, nicht von der Stelle seiner unerkannten Bekanntschaften. Das Event, das üblicherweise um diese Kunst herum konstruiert wird, geht zwischen den Mitmachenden, die in sich und für sich unbewegt bleiben, hin und her, nur auf ihrer Oberfläche vor. Immerhin können sich die Mitmachenden aber noch darin verlängern, dass sie prüfen, ob jeder den behaupteten Text auch in seiner Wahrnehmung findet, ob es ihm so scheint , ihm bekannt ist oder nicht.