1. Aktuell befinden wir uns im Ego-Kolosseum, Daumen hoch, runter... Hurtig, Puerilisten, man soll die Spiellöwenparty erneuern, wir wollen nicht, dass die neue Zielgruppe musealer Vermittlungsarbeit Langweile hätte. Leben wir nicht in einer Welt, in der kopflose Consumer sich geköpfte Künstler wünschen?
2. Wir sind alle Kannibalen (Levi-Strauss). Die einfachste Art, sich mit einem Kunstwerk zu identifizieren, ist, es auf zu essen. Siehe auch Makato Aidas als Sushis angereichte Mädchenklone. Claiming a second kiss by desert *) oder Esser mögen es, intensiv gehalten zu werden. Schmatzen wäre nur ein schwaches Echo: Die Sache muss im Werk selbst erzeugt werden, egal ob als Selbstzerstückelung oder Fremdzerstückelung. Der Reiz besteht darin, dass der äußere Rahmen (Lady Gagas Kopfsteak, Bad-Banking, Migranten-Bashing, Tyrannen-Frühstück, Märtyrer-Merchandising, Fastfood, abgehackte Finger und Riesenbabys in der Facebook-Chefetage etc.) in das Gesamtkunstwerk wiedereintritt, ohne damit in seiner Funktion gegenüber dem puerilen Publikum beeinträchtigt zu werden.
3. The Poem says what the poem says. Werter Brooks, so kommen wir nicht weiter. Das ist nicht mehr contemporary, das ist repräsentative Erstarrung. Mag sein, dass dreißig weitere Jahre postkannibalischer Innovationen jede Lust an Überschreitung und Befreiung nehmen. Aber jede wie auch immer zu ernährende Zukunftsgesellschaft hat tausend kleine Nischenfelder, tausend kleine Untergrounds, von denen man sein Zeugs besorgt.
4. Das Erhalten reproduktiver Nahrungsketten in einem Zustand permanenten Halbwertverfalls ist das bestgehütete Kunstgeheimnis aller Zeiten.
*) Charis, guess, and do not miss/ Since I drew a morning kiss/ Ben Jonson