Samstag, 10. November 2012

Nie wieder Deutschland schöner gesehen



Als man das Haus noch als subtropisches Schwimm-, Bade-, und Saunaparadies gestalten konnte, weil Energie so billig war.

Als Hausfrauen noch zu Hause bleiben durften, um für die Kinder da zu sein und Briefträger mit Morgenrock und Lockenwicklern zu verführen.

Als Herren noch Herrenmagazine entdeckten, am Kiosk, ganz hinten versteckt. 

Röhrende Hirsche auf Waldlichtungen über Sofagarnituren hingen, während im Zweiten Deutschen Fernsehen ein Wilddieb in eine Schlucht fiel und ein junges Paar in einer Kutsche zu wimmernden Geigen unter dem Schriftzug "Ende" auf einer Allee aus Rosenbüschen fuhr.


Als deutsche Teddyboys sich Pomade in die Haare schmierten, fast so schön wie Elvis, Lucy in the sky with diamonds und Uschi Obermaier kamen.

Als es noch eine Avantgarde gab, die Kunst machte, die sogar Staatsanwaltschaften interessierte. 

Als es in Deutschland noch ein echtes Fabrikproletariat gab, und Studenten und Lehrer früh aufstanden, um morgens um sechs Uhr am Werktor mit ihnen revolutionäre Solidarität zu haben.


Als die selben Studenten und Lehrer noch Ejakulationen hatten, weil sie eine rote Fahne vorne weg tragen durften und die Leute von der Straßenseite "geht doch rüber" riefen.

Als es noch "Gammler" gab, die so schöne Worte wie "Bocklosigkeit" erfanden und poetisch begabte Stadtsoziologen es als "motivationale Dysfunktionalität der kognitiven Disposition bei subversiven Populationsanteilen hinsichtlich sozialstruktureller Statuszuweisungen und Verhaltenserwartungen" deuteten...

Samstag, 22. September 2012

Video kills Mohammed-Superstar



“Pictures came and broke your heart”
Video – Medium mit allgemeinem Gebrauchswert. Gegen sonstwas, Christen, Juden, Muslime, jede Art von Weltanschauung, Geschlecht etc.
Machart – Protestantischer Minimalismus – Katholizismus, Islam, Koptiker = ästhetischer Überfluss:
Sure 56,15-23: “Auf golddurchwirkten Ruhebetten liegen die, die Gott nahe stehen, einander gegenüber, während ewig junge Knaben unter ihnen die Runde machen mit Humpen und Kannen voll Wein und einem Becher voll von Quellwasser, von dem sie weder Kopfweh bekommen noch betrunken werden und mit allerlei Früchten, was immer sie wünschen, und Fleisch von Geflügel, wonach sie Lust haben. Und großäugige Houris haben sie zu ihrer Verfügung, in ihrer Schönheit wohlverwahrten Perlen zu vergleichen” .
Action – “Und tötet sie, wo immer ihr sie trefft”
Vorgeschrieben ist euch der Kampf, obwohl er euch zuwider ist. Aber vielleicht ist euch etwas zuwider, während es gut für euch ist. Und vielleicht liebt ihr etwas, während es schlecht für euch ist. Und Gott weiß, ihr aber wißt nicht Bescheid.
Meinung (ist frei) darf auch Schlechtes meinen. Beispielsweise über Religion. Oder über einen Staat. Aber nicht über eine Religion, die auch Staatsgewalt ist. Das hat damit zu tun, dass bei Gleichheit von Religion und Staat eben diese nicht für sich sind, also Religion und Staat als solche auch nicht gemeint werden können. Die absolute Trennung vom Staat ist das Beste was einer Religion passieren kann. Denn dann kann sie selbst für sich gemeint werden. Und erst dann wissen, dass sie Religion und nur Religion ist. So kann auch erst an sie und nur an sie geglaubt werden.
Die Darstellung des Kopernikanischen Sonnensystems wäre auch nie Religionsbeleidigung gewesen, wenn nicht das kirchliche Rom Teil des weltlichen Machtstrebens gewesen wäre.
Reality – “Also macht euch Allahs seine Zeichen klar, auf daß ihr euch leiten lasset”
In die neuerliche Gewalt wird jetzt viel hineingeworfen: Hass auf West, koptische Subversion, inner-islamische Kämpfe usw.
Aber kann es die Sicht einer bürgerlichen Gesellschaft, in der es final um kontinuierliche Wohlstandsvermehrung und Besitzstandssicherung geht, überhaupt begreifen? Was ist mit der existenziellen Lebenssicherung dahinter? Wird diese nur noch erreicht, durch Aufgabe dessen, was gesichert werden soll? Wo sind die Leidenschaften, die es nicht sein können in dem, was gewohnheitsmäßig wird und so auch sicher sein soll? Wirkliche Bewegung im Betonwerden zufällig vorübergehender Bestimmungen?
Rückblickend auf die letzten zehn Jahre gibt es ein gewisses Muster: eine “unsachgemäße” Behandlung des Korans und gewalttätige Ausschreitungen in unmittelbarer Folge. Fast könnte man ein sich selbst reproduzierendes interkulturelles System dahinter vermuten.
aus netzbeton

Sonntag, 9. September 2012

Einführung in die Programmierung virtueller Diktatur






Keine Ahnung, 

ob Evolution Fortschritt ist oder ein dynamischer Prozess zur Erhaltung des Status quo. Mag sein, dass alle Insekten, die sich den permanenten Peztizidenangriffen gegenüber angepasst haben, jetzt die besseren Insekten sind. Genau wissen kann man es nicht. Die angeblich Primitiven sind fast verschwunden, die angeblich Zivilisierten angeblich immer höher zivilisiert. Unsere Kultur soll großartige Dinge in der Bewältigung von Dingen, die anscheinend aus welchen Gründen auch immer tatsächlich zu bewältigen waren, vollbracht haben. Einiges wurde bedacht, vieles blindlings vollbracht, wie Kulturdienst nach Vorschrift. Wir sind integrativ wie auch assimilativ. Darin auch programmiert, wie eine Art Sozialcomputer. Rein menschlich gesehen sind unsere Algorithmen gar nicht so schlecht, 


wie es vielleicht 
einer dieser letzten Wilden 
denken könnte.





Donnerstag, 30. August 2012

Der Schrei



Es ist nicht Sache der Kunst, 
wenn die Ärmsten ärmer werden. 
Die Reichsten müssen nur 
noch reicher werden.

Montag, 30. Juli 2012

Drittletzter Blog, bevor Europa untergeht


Jeden Tag seh ich es klarer. 


Der Untergang muss kommen. Wir brauchen ihn, und zwar  dringend. Die schönen Strahlen der Aufklärung, wie auch den Mut aufzubringen, den eigenen Verstand, so vorhanden, zu verwenden, waren eine gut gemeinte Sache. Dennoch haben uns die Energien des Gegenteils aus irgendeinem Grund voll erfasst. Ohne die Ästhetik einer Katastrophe kommen wir nicht weiter. Zu lange liegen die letzten Weltkriegskatastrophen zurück, als dass man sie erneuern könnte. Von den Erkenntnischancen einer atomaren Konfrontation, wie sie uns in den 50er bis 80er Jahren eingeräumt wurden, haben wir ebenfalls keinen Gebrauch gemacht.


 Sonst wären wir heute schon weiter.





"Die Nervosität der Bilder steht auch im Gegensatz zu der Ohnmacht angesichts der sich langsam nähernden Katastrophe, welche Europa schließlich in die Verzweiflung treiben und Justine mit Gelassenheit das Ende erwarten lässt. Ihr inneres Unglück erscheint angesichts des Unausweichlichen unbedeutend: Justine hat bereits alles verloren, während Europa alles genommen werden wird".



Sonntag, 17. Juni 2012

Ist das Documenta oder kann das weg?




In Betrachtung sogenannter Kunst machen Aussteller, Kuratoren und sogenannte Künstler sich es leicht, eine große Ausdehnung darin zu haben, was interessant, authentisch, verstörend, irritierend und so weiter sein soll. Sie ziehen auf der besorgten und bereitgestellten Fläche ihr Material, nämlich das schon Bekannte, Sortierte und Klassifizierte, heran. Und indem sie sich weiter vornehmlich um die Materialanhäufungen und Materialfetischismen zu tun machen, scheinen sie um so mehr das übrige, womit die vorgetragene Kunst schon fertig war, zu besitzen, zugleich auch das noch Unsortierte zu beherrschen, und somit alles dem Ausstellungskonzept zu unterwerfen, welches dadurch in allem erkannt, und zur auszubreitenden Kunst aufgestiegen zu sein scheint. Näher betrachtet zeigt aber diese Ausbreitung, dass sie nicht dadurch zustande gekommen ist, dass die Kunst sich selbst verschieden gestaltet hätte, sondern sie nur die bloße Wiederholung des einen und desselben ist, das nur an das verschiedene Material äußerlich angewendet wurde, und einen langweiligen Schein der Verschiedenheit erhält. 

Theaster zeigt halbverrottete Wandteile, Türen und Fenster, verbaute sie in einem heruntergekommenen Haus, wo nun Künstler während der Documenta wohnen, sich beobachten lassen und abends Jazz spielen… Lara häuft Metallschrott zu einer Skulptur, Teil zwei der Arbeit wird in Bagh-e Babur ausgestellt… Wael macht Puppenfilme frei nach einem Buch des Schriftstellers Maaloouf zu Kreuzzügen aus Sicht der Araber… Sanja zeigt ein Zeitungsbild aus 1933 mit einem Esel, der in einem kleinen Pferch aus Stacheldraht steht und von Nazis verspottet wird, das in die Mitte ihrer Installation "The Disobedient " hängt, zu der auch eine Vitrine voller Plüsch-Esel gehört… Tacita hat das Panorama der Bergkette um Kabul mit Kreide auf die schwarzen Wände eines ehemaligen Tresorraums gemalt… Gareth bastelt seit drei Monaten mit Sperrmüll, Fundstücken und gutem Geist an einer Architektur, die er Hüttendorf nennt… 

Die für sich (wohl als unbedingt "politisch" verstandene Idee) bleibt in der praktischen Umsetzung in ihrem permanenten Anfang stehen, wenn die Entwicklung in nichts als in einer solchen Wiederholung derselben Formel besteht. Die eine unbewegte Form vom betrachtenden Subjekt an dem Vorhandenen herumgeführt, das Material in dies (politisch irgendwie kritisch sein wollende) Element von außen her eingetaucht, dies ist so wenig, als willkürliche Einfälle über den Inhalt, die Erfüllung dessen, was behauptet wird, nämlich die aus sich kommende Vielfalt des (politisch) Authentischen und der sich selbst bestimmende Unterschied der Formen. Es ist vielmehr ein monotoner Formalismus, der nur zum Unterschied des Materials, und zwar dadurch kommt, weil dieser schon (politisch) kuratiert zubereitet und bekannt ist.

Samstag, 9. Juni 2012

Nur die Würmer in den Äpfeln sind wahre Künstler




Das radikale Selbsterkennen im absoluten Anderssein ist schon lange nicht mehr Grund und Material für Kunst. Was dem Betrachter an der Kunst jetzt gezeigt wird, ist die Auflösung dieses Anderssein in die Anpassung an gegebene Strukturen. Was aber noch übrig bleibt, ist die in den Betrachter verlängerte und dort erhaltene Vorstellung, dass die Kunst sich irgendwie immer noch im Anderssein bewege. 

Eine Reihe Apfelbäume wird gepflanzt, um später aus der Apfelernte Apfelmost zu produzieren und zu verkaufen. Ein gewerblicher Vorgang. Die Wiederholung dieses Vorgangs in einem Raum, der als Kunstraum behauptet wird, findet auch einen entsprechenden Kunsttext. Der Kunsttext behauptet, dass eine Reihe Apfelbäume gepflanzt wurde, um später aus der Apfelernte Apfelmost zu produzieren und zu verkaufen, aber nicht ohne zu ergänzen, dass der Vorgang in seiner Wiederholung dem Vorgang einen tieferen Grund gäbe. Wenn der angezeigte Grund, der in dem behaupteten Kunstraum geliefert wird, dem Betrachter dann einen Sinn für Kunst vermittelt, und die Kunst eben nur diese Vermittlung eines Anlasses für Kunst ist, ist dagegen das übergehende Wissen um die hierdurch zustande gekommene Selbstbestätigung von Kunst, gegen das mögliche Selbsterkennen in einem möglichen Anderssein gerichtet.


Zu Avantgards Zeiten gab es mehr von dem, was möglich werden könnte. Heute gibt es zu viel von dem, was längst schon möglich ist.


Die affirmative Kunst ist eine Mitmachkunst. Sie macht das Bekannte bekannt, das eben darum von den Mitmachenden ebenso wenig erkannt wird wie das Affirmative dieser Kunst selbst. Es ist gewöhnliche Selbsttäuschung wie Täuschung anderer, beim Mitmachen etwas als bekannt vorauszusetzen, um es sich dann doch als herbeigeredetes Unbekanntes gefallen zu lassen. Mit allem Hin- und Herreden kommt solche Kunst, ohne zu wissen, wie ihr geschieht, nicht von der Stelle seiner unerkannten Bekanntschaften. Das Event, das üblicherweise um diese Kunst herum konstruiert wird,  geht zwischen den Mitmachenden, die in sich und für sich unbewegt bleiben, hin und her, nur auf ihrer Oberfläche vor. Immerhin können sich die Mitmachenden aber noch darin verlängern, dass sie prüfen, ob jeder den behaupteten Text auch in seiner Wahrnehmung findet, ob es ihm so scheint , ihm bekannt ist oder nicht.