Samstag, 10. November 2012

Nie wieder Deutschland schöner gesehen



Als man das Haus noch als subtropisches Schwimm-, Bade-, und Saunaparadies gestalten konnte, weil Energie so billig war.

Als Hausfrauen noch zu Hause bleiben durften, um für die Kinder da zu sein und Briefträger mit Morgenrock und Lockenwicklern zu verführen.

Als Herren noch Herrenmagazine entdeckten, am Kiosk, ganz hinten versteckt. 

Röhrende Hirsche auf Waldlichtungen über Sofagarnituren hingen, während im Zweiten Deutschen Fernsehen ein Wilddieb in eine Schlucht fiel und ein junges Paar in einer Kutsche zu wimmernden Geigen unter dem Schriftzug "Ende" auf einer Allee aus Rosenbüschen fuhr.


Als deutsche Teddyboys sich Pomade in die Haare schmierten, fast so schön wie Elvis, Lucy in the sky with diamonds und Uschi Obermaier kamen.

Als es noch eine Avantgarde gab, die Kunst machte, die sogar Staatsanwaltschaften interessierte. 

Als es in Deutschland noch ein echtes Fabrikproletariat gab, und Studenten und Lehrer früh aufstanden, um morgens um sechs Uhr am Werktor mit ihnen revolutionäre Solidarität zu haben.


Als die selben Studenten und Lehrer noch Ejakulationen hatten, weil sie eine rote Fahne vorne weg tragen durften und die Leute von der Straßenseite "geht doch rüber" riefen.

Als es noch "Gammler" gab, die so schöne Worte wie "Bocklosigkeit" erfanden und poetisch begabte Stadtsoziologen es als "motivationale Dysfunktionalität der kognitiven Disposition bei subversiven Populationsanteilen hinsichtlich sozialstruktureller Statuszuweisungen und Verhaltenserwartungen" deuteten...