Sonntag, 26. April 2015

Wollt ihr den spekulativen Realismus - oder doch lieber empirisch-sinnlichen Utopismus?



DAS-DING-AN-SICH

Es kann nur an mir liegen, dass mir diese Welt der neuen, oder vielmehr neuesten, oder vielmehr allerneuesten Weltverbesserer jeden Tag ein wenig schlechter vorkommt.

Eine sehr allerneuste, aber natürlich: "philosophische" Strömung kommt auf *). Natürlich: sehr "radikal". Philosophisch radikal soll sein, dass der Mensch nicht mehr Subjekt ist, sondern nur Objekt unter vielen Dingen, gleichberechtigt mit Tier, Kühlschrank oder Zigarettenkippe, und "wir" zudem überhaupt in einer Welt chaotischer Unvorhersehbarkeit leben. - "Wir"? Ich denke, ich werd das mit meiner unvorhersagbar gleichberechtigten Zigarettenkippe ausdiskutieren müssen.

Mein Kühlschrank, der nunmehr nicht "mein" Kühlschrank ist, scheint sich ebenfalls einen radikalen Nihilismus zugemutet zu haben, jedenfalls will er das "menschliche" Bewusstsein und dessen vermeintliche Rationalität als Illusion entlarven.

"Mein" Kühlschrank: Wenn "wir" die Sinnlosigkeit unserer Existenz endlich akzeptieren und unser Denken von den sozialen Hürden befreien, wird Nihilismus zu einer prometheischen Chance.

"Mein" Hund holt drei Dosen Bier aus "meinem" Kühlschrank, und sagt es so: „Es geht darum, welches imaginäre Potenzial die Horrorliteratur für Ansätze aktueller Philosophie bereitstellt". Denn nicht nur das Wort "Philosophie" sagen können, sondern auch gleich den Zusatz "neue" dranhängen, kann eigentlich jeder Hund - sofern er bellt. 



*) Verschiedene Autoren sind inzwischen viel gefragte Redner an Kunsthochschulen, Gäste des Feuilletons und auf den philosophischen Bestsellerlisten. Sie sprechen über Science-Fiction, Automatisierung, Algorithmen und Horrorfilme. Alles, um dem Kapitalismus den entscheidenden Todesstoß zu verpassen. Heute, 9.30 Uhr, im Deutschlandradio.