Sonntag, 26. September 2010

Ein Blick zurück auf die Jahre der Leere



Voids.
Nur eins hat die ästhetische Wahrnehmung des Westzonalen mehr geprägt als die Leere in den Fensterauslagen Ostberliner Läden zu Zeiten der DDR: Die Rückreise zu den vollen Konsumtempeln des Westens. Und nun der Tag der Deutschen Einheit, der eben weder ein Tag der Leere noch ein Tag der Fülle ist, sondern als Einheit bestenfalls ein Tag des Durchschnitts.
"Lasst leere Landschaften entstehen",
das wäre wohl sehr schön gewesen. Diese Schärfung der Sinne, dieses fantastische Gefühl, jedes Mal in einen offenen Raum zurückkehren zu können, schwerelos und unbelastet mit allen Möglichkeiten, sich etwas auszudenken oder nicht auszudenken. Stattdessen verdichtete Fertiglandschaften mit fülligen Windrädern überall, die zigtausend grell beleuchteten Konsumtempeln, alles neu gemacht, die gewünschte regenerative Verschwendungsernergie liefern. Kein amerikanischer Freund mehr, der Dinge der Hoffnung über die Grenze bringt. Keine Hoffnungskontrolle mehr, die die amerikanisierten Sehnsüchte hoffentlich überwacht. Kein antiamerikanisches System mehr, das Hoffnungen plant und plant und, wie es sich eben für ein richtiges Hoffnungssystem gehört, nie erreicht. Jetzt haben die Vielbedienten all das viele Zeugs, nur keine Hoffnung mehr. O.K., dann feiert mal schön.