Montag, 25. April 2011

Unpolitische Kunst unterfordert das Gehirn und erzeugt Langeweile

Schön war 
jedenfalls die Zeit, 
als man wenigstens noch 
daran glaubte.



brd 1972: 


Beschäftige mich mit Burens Limite critique. Lässt sich mit Marx, Kritik der politischen Ökonomie, verbinden. Heubach sieht es mit Beuys ganz ähnlich. Bloß nicht noch eine deutsche Kulturmythologie. Die Düsseldorfer Akademie bezahlt schlecht. 600 Mark monatlich. Weil kein Doktortitel der Kunstgeschichte. Isa Genzken, Reinhard Mucha, Martin Hentschel wollen noch Künstler werden. Mich interessiert auch Konzeptualismus, den Status des Kunstobjekts aufheben, künstlerische Intervention im Sinne ihrer Textualität. Haacke und Broodthears scheinen sich mit ähnlichen Problemen zu beschäftigen. Habe mich entschlossen, ein Journal zu gründen, das nur Originalbeiträge von Künstlern bringt. Mein Schlüsselerlebnis war Adornos Text über die irrige Vorstellung von Echtheit und Authentizität, weil er mit dem Warenfetischismus endet. Wenn ich Marx richtig verstehe, hat er Gebrauchswert und Tauschwert nie voneinander getrennt. Zeitschriften sind Medien, und Medien bedeuten Austausch. Es ist jetzt für mich klar, dass man aus dem Tauschwert Gebrauchswert machen kann. Dan Grahams Reduzierung auf das linguistische Element, völlige Auflösung der ästhetischen Dimension, reine Phänomenologie. Jeder kann es sehen, immer, man braucht keine Vorbereitung, kein privilegiertes Lernen, keine Kenntnis der künstlerischen Institutionen. Eine starke Radikalität. Ich weiß nicht, ob das marxistisch zu nennen ist. Debords Spektakeltext, ich glaube, er geht an uns allen hier in Deutschland unbemerkt vorüber. Auch Broodthears ist mir ein Rätsel. Den Ort der Produktion und den der historischen Reflexion zu trennen. Jede Form der Synthese ist gefährlich, weil Kunstproduktion zunehmend an die Produktion der Kulturindustrie gekoppelt ist. 


Um im Rheinland 
eine marxistische Position zu vertreten, 
muss man entweder stark und naiv sein 
oder ein Märtyrer. 


Es ist wahrscheinlich nur ein bescheuerter Zynismus gegenüber mir selbst, wenn ich das alles allen Ernstes immer noch für eine kulturell-politische Intervention halte.